Die Windmühlen von Kinderdijk – ein zauberhaftes Stück Holland
Sympathische und malerisch bilderbuchhafte Symbole haben unsere Vorstellungen vom Leben in unserem Nachbarland Holland seit den frühen Kindertagen geprägt. Bunte, schier endlose Tulpen-felder, gewaltige Käseräder und – allem voran – romantische Wildmühlen. Während holländische Tulpen und holländisches Essen einen festen Platz in unserem Alltag gefunden haben, erleben wir Windmühlen lediglich als Abbildungen auf Postkarten, in Bildbänden oder als Illustration in analogen oder virtuellen Reiseführern. Dabei sind diese traditionsreichen Bauwerke mit ihrer markanten Silhouette durchaus präsent. Wer durch die küstennahen Landschaften der Niederlande fährt, wird sie immer mal wieder entdecken. Überraschend tauchen sie am Horizont auf. Mal unbeweglich mit starren Flügeln, mal mit sich sanft drehenden Flügelrädern, die sich langsam im stetigen Rhythmus des Windes bewegen. Warum stehen sie dort, an Kanälen und kleinen Gewässern? Die Antwort lautet: Es sind keine Mühlen, die einst Getreide mahlten, einen Müller und seine Familie ernährten und unverzichtbar für das Bäckerhandwerk waren. Die meisten von Hollands Windmühlen sind Pumpen, die für die Be- und noch mehr für die Entwässerung des umliegenden Weidelandes sorgen. Je näher man der holländischen Nordsee kommt, desto flacher wird das Land, das Niveau liegt an vielen Stellen deutlich unter der Höhe des Meeresspiegels. Schon vor Jahrhunderten half der Ideenreichtum unserer Nachbarn, das Land trocken zu halten und für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Pumpen, die lediglich durch menschliche oder tierische Muskelkraft angetrieben wurden, reichten allerdings nicht aus, um das ständig nachfließende Wasser kontinuierlich abzuschöpfen und weiter-zuleiten. Aber es gab damals wie heute reichlich Wind, der von der nahen Küste mal mehr, mal weniger kräftig herüber wehte. So entstanden in den letzten Jahren des 17. Jahrhundert die ersten Windmühlen, die ausschließlich als Antrieb für Pumpen genutzt wurden. Sie waren sehr funktional konstruiert und unterschieden sich deutlich von jenen Windmühlen, die im Inneren Europas als Getreidemühlen genutzt wurden. Der obere Teil der niederländischen Mühlen, die sogenannte Haube war drehbar und passte sich ständig an die jeweils herrschende Windrichtung an. Als ihr Erfinder gilt der Architekt Jan Adriaanszoon Leeghwater aus Amsterdam und man nannte diese neue Art der Mühlen von da an Holländerwindmühlen. Eine Bezeichnung, die auch im deutschen Nordfriesland und in anderen europäischen Küstenregionen für Mühlen mit einer drehbaren Haube übernommen wurde.
Kinderdijks Windmühlen – ein Besuch das Weltkulturerbes
Die Windmühlen im kleinen Ort Kinderdijk gelten als die schönsten ihrer Art in Holland. Sie bilden ein harmonisches Ensemble aus 19 freistehenden Mühlen, von denen jede Einzelne den Betrachter in ihren Bann zieht und begeistert. Diese eindrucksvolle Anzahl historischer Mühlen auf vergleichs-weise kleinem Raum ist einmalig in den Niederlanden und sogar auf der ganzen Welt. Diese Kon-zentration, die Vielfalt und der exzellente Zustand der Mühlen war Anlass für die UNESCO, die Windmühlen von Kinderdijk im Jahr 1997 zum Weltkulturerbe zu erklären. Warum gerade in und um Kinderdijk so viele Windmühlen nötig waren, wird bei einem Blick auf die Landkarte deutlich. Der Ort liegt auf dem Polder Niederwaard, einer Landfläche, die einst ständig überflutet war und nach dem erfolgreichen Trockenlegen kontinuierlich entwässert werden musste. Begrenzt wird der Polder durch den Lek, einem der Mündungsflüsse des Rheins und den Kanal Noord, auf dem ein großer Teil des Schiffsverkehrs Richtung Rotterdam unterwegs ist. Beide Wasserwege vereinigen sich vor Kinderdijk zur Nieuwen Maas, die nach rund 65 Kilometer weiter nordwestlich in die Nordsee mündet.
Die Windmühlen von Kinderdijk stehen in einzelnen Gruppe zusammen. Acht Mühlen stehen auf dem Nederwaard-Polder. Sie stammen alle aus dem Jahr 1738 und wurden aus roten Ziegelsteinen gebaut. Auf dem Overwaard-Polder steht eine Gruppe von weiteren acht Mühlen. Sie wurden aus Holz direkt am Ufer errichtet und entstanden ebenfalls in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Im Inne-ren des Overwaard-Polder stehen noch einmal drei Mühlen ähnlicher Bauart. Die meisten Mühlen gehören privaten Eigentümern und werden heute als idyllische Wohnquartiere genutzt.
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Die Mühlen von Wasser aus bewundern
Eine sehr schöne Möglichkeit, die Mühlen zu besichtigen, ist eine Tour an Bord eines der Rundfahrboote. Dabei hast du an vielen Stellen die Gelegenheit auszusteigen, um einzelne Mühlen näher anzuschauen. Besondere Beachtung verdient die Blokweerse Molen, die kurz „De Blokker“ genannt wird. Es ist die einzige Mühle, bei der das wasserführende Schaufelrad aussen angebracht ist. Zu bestimmten Anlässen, zum Beispiel beim „Landelijke Molendag“, dem landesweiten Mühlentag, arbeitet die Mühle wie in vergangenen Zeiten und verstehst mühelos, wie das komplexe System der Entwässerung funktioniert. Auch auf einen Besuch der Museumsmühle Nederwaard solltest du nicht verzichten. Die Mühle ist außen und innen seit ihrer Errichtung im Jahr 1738 unverändert geblieben. Du kannst alle Räume besichtigen und bekommst einen umfassenden Eindruck davon, wie der Alltag der Mühlenbetreiber einst ablief.
Mit dem Waterbus zu den Windmühlen von Kinderdijk
Schnell, komfortabel und sehr authentisch ist die Fahrt mit der „Waterbus“ zu den Windmühlen von Kinderdijk. Der „Waterbus“ ist ein öffentliches Verkehrsmittel, das unter anderem die Städte Dordrecht und Rotterdam miteinander verbindet. Die Fahrten mit der Linie 20 von Rotterdam nach Kinderdijk dauert etwa 40 Minuten, von Dordrecht aus bist du ein wenig länger unterwegs. Die Schiffe fahren unmittelbar an den Mühlen vorbei und du hast einen wunderschönen Blick auf die malerische Polderlandschaft. Wenn du dein Fahrrad dabeihast, solltest du an der Haltestelle Kade Alblasserdam aussteigen. Dort beginnt eine schöne Radstrecke, die dich in einer knappen Viertelstunde direkt zu den Mühlen führt. Für das Mitnehmen von Fahrrädern musst du im „Waterbus“ übrigens nichts zusätzlich bezahlen.
Mühlenanlagen Kinderdijk: Eine Fahrradtour entlang weltberühmter Windmühlen
Ein großartiges Erlebnis ist eine ausgedehnte Holland Radtour auf der Windmühlenroute durch Zuid-Holland. Start und Zielort der Rundroute ist Alblasserdam, sehenswerte Stationen sind die Orte Streefkerk, Nieuwpoort und Bleskensgraaf. Die Windmühlenroute führt dich nicht nur zu den welt-berühmten Mühlen von Kinderdijk, sondern auch zu zahlreichen anderen Mühlen. Nicht alle dienten früher dem Antrieb von Wasserpumpen. Einige wurden als Sägemühlen für den Schiffsbau, andere als klassische Getreidemühlen für Bäcker oder Genever-Brennereien genutzt. Einige dieser auch baulich sehr unterschiedlichen Mühlen entlang der Route kannst du auch besichtigen, bei manchen musst du dich allerdings vorher anmelden.
Kinderdijk in den Niederlanden: Mehr als nur Windmühlen
Kinderdijk begeistert durch die Ruhe und Abgeschiedenheit der malerischen Polderlandschaft. Es ist ein wunderbarer Ort, um auf langen Radtouren und Wanderungen eine Natur zu erleben, die in weiten Teilen beinah unberührt erscheint. Aber Kinderdijk liegt nicht etwa abgelegen irgendwo in der weiten Landschaft von Südholland, sondern ganz in der Nähe von zwei großartigen Städten. Nur 15 Kilometer weiter nördlich beginnt das Gebiet von Hollands zweitgrößter Stadt Rotterdam. Die Stadt mit dem größten Hafen Europas, der gleichzeitig der drittgrößte Hafen der Welt ist. In Rotterdam erwartet dich ein faszinierender Gegensatz zu den romantischen Windmühlen von Kinderdijk. Die Hafenmetropole begeistert mit einer facettenreichen, ultramodernen Architektur. An jeder Straßenecke triffst du auf ungewöhnliche Gebäude mit avantgardistischen Fassaden und verblüffenden Formen, die völlig neue Lösungen für das Wohnen und Arbeiten in einer pulsierenden Großstadt bieten. Nur ein paar Kilometer südlich von Kinderdijk liegt ein echtes holländisches Juwel – Dordrecht, die älteste Stadt der Niederlande. Diese wunderschöne Stadt überrascht jeden Besucher mit ihrem überwältigenden Charme. Das historische Stadtbild begeistert mit romantischen Grachten, malerischen Brücken und sehr gepflegten alten Häusern in mittelalterlichen, engen Gassen. Während deines Urlaubs oder deiner Wochenendreise in die Umgebung von Kinderdijk kannst du das Gastland Niederlande von ganz unterschiedlichen Seiten kennenlernen: Große Geschichte und traditionsreiche Kultur in Dordrecht, romantische und stimmungsvolle Landschaftsbilder bei den Windmühlen von Kinderdijk und die junge, kraftvolle Dynamik der faszinierenden Metropole Rotterdam.
Kinderdijk Sehenswürdigkeit: Diesen Ort solltest du besuchen
Das Wisboomgemaal ist eine ehemalige Pumpstation, die 1868 errichtet wurde.
Der Bau war einer der ersten Schritte, um die Wasserregulierung per Windkraft durch neue Techniken zu ersetzen. Hier wurden erstmals Dampfmaschinen zum Antrieb der Pumpen eingesetzt. Heute beherbergt das Gebäude ein sehr sehenswertes Museum, das sich mit der langen Geschichte der Wasserregulierung in den Niederlanden beschäftigt. Die Ausstellung zeigt natürlich auch viel Wissenswertes über die Windmühlen von Kinderdijk und die historischen Dampfmaschinen kannst du im Original bewundern.
Das Wetter in Kinderdijk Wetter: Das erwartet dich
Maritime Einflüsse bestimmen das Wetter in der Region rund um die Windmühlen von Kinderdijk. Es kann auch im Sommer immer mal kräftig regnen, aber es gibt auch viel Sonnenschein, im Juli und August durchschnittlich sechs bis acht Stunden. Die Tageshöchsttemperaturen liegen in diesen Mo-naten im Schnitt deutlich über 20° C. Im Frühjahr und Herbst liegen die Temperaturen bei durch-schnittlich 14° bis 17° C. Zu dieser Zeit herrschen ideale Bedingungen für Sightseeingtouren, Wan-derungen oder Radausflüge. Zu deiner Reiseausstattung sollte in jeder Jahreszeit eine wind- und regendichte Jacke und ein Pullover gehören.