Passwort zurücksetzen

Holland oder Niederlande – Was ist richtig?

Erweiterte Suche
Deine Suchergebnisse
Juni 18, 2021

Holland oder Niederlande - sind beide Bezeichnungen richtig?

Das liebenswerte Land an der holländischen Nordseeküste trifft das Schicksal, zugleich mit zwei verschiedenen Namen leben zu müssen. Das ist zwar nicht offiziell, aber im allgemeinen Sprachgebrauch in Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt hat sich das verfestigt. Man sagt häufig Holland und meint damit die Niederlande. Vielen von uns ist gar nicht bewusst, das die Bezeichnung Holland eigentlich unkorrekt ist. Aber sie ist rein sachlich tatsächlich falsch. Die formal richtige Bezeichnung für unser Nachbarland lautet „Koninkrijk der Nederlanden“, korrekt übersetzt „Königreich der Niederlande“. Auch im Sprachgebrauch der meisten Ländern in der Europäischen Union hat sich die Bezeichnung Holland etabliert. In Frankreich spricht man von Hollande, die Italiener sagen Olanda. Auch jenseits des Kanals im Vereinigten Königreich ist Holland der allgemein verwendete und akzeptierte Name für das Königreich der Niederlande.
Aber warum sagen so viele Menschen Holland? Warum ist diese Bezeichnung bei uns deutlich populärer als der richtige Landesname Niederlande? Und wie ist diese doppelte Namensgebung entstanden? Um das alles zu beantworten, muss man tief in die Vergangenheit zurück gehen. In den nachfolgenden Ausführungen werden wir versuchen, die Fragen möglichst umfassend zu beantworten. Einige wichtige Punkte möchten wir dir schon einmal vorab erklären.

Typisch holländische Landschaft und Häuser mit einer Windmühle
Diesen Blick hat man oft in Holland

Der Begriff Holland als Synonym für das Königreich der Niederlande

Das Wort Holland steht lediglich für einen Teil des Königreichs der Niederlande. Dort gibt es insgesamt zwölf Provinzen. Nur zwei davon bilden den Landesteil, für den die Bezeichnung Holland richtig ist. Das sind die Provinzen Nordholland und Süd-Holland. In diesem flächenmäßig relativ kleinen Teil der Niederlande liegt allerdings fast alles, was unser Nachbarland in aller Welt berühmt und beliebt macht. Da ist die Stadt Amsterdam, die Hauptstadt der Niederlande, mit ihren idyllischen Grachten und den berühmten Museen in Amsterdam. Und Den Haag mit dem Sitz der Regierung, dem Wohnsitz der königlichen Familie und wichtigen internationalen Institutionen. Gleich daneben Rotterdam, eine Stadt der Superlative. Heimat des größten Seehafen in Europa und des drittgrößten Hafens der Welt. Mit einer atemberaubenden Skyline, die an Manhattan erinnert.
Südholland ist das Zentrum des Blumen- und Tulpenanbaus. Hier liegt der Keukenhof, dessen bunt blühende Tulpenfelder in jedem Frühjahr Tausende von Besuchern anlockt. Es verwundert nicht, das auch die größte Blumenbörse der Welt hier ihren Sitz hat. Die Coöperatieve Bloemenveiling FloraHolland unterhält riesige Auktionshallen in den kleinen Orten Naaldwijk und Rijnsburg. Die Provinz Zuid-Holland steht auch für das wohl bekannteste Exportgut der Niederlande – den berühmten Käse aus Holland. Die Stadt Gouda ist Namensgeber für die bekannteste Käsesorte der Welt. In Sachen Käse ist die Provinz Nord-Holland durchaus ebenbürtig. Sie ist Wiege des Edamer Käses und beherbergt mit dem traditionellen Käsemarkt in der Stadt Alkmaar eines der am häufigsten besuchten touristischen Highlights in den Niederlanden. Last, but not least – In den beiden Provinzen, die das Wort Holland in ihren Namen tragen, liegen die meisten der malerischen Badeorte, die jeden Sommer Millionen von Gästen anziehen. Tulpen, Käse, Strände und Grachten – alles hat Ursprung und Heimat in den Provinzen Noord- und Zuid-Holland. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass sich das Wort Holland als Synonym für die gesamte Nation der Niederlande etabliert hat.

Holland und Niederlande – wie sind die Namen entstanden?

Die Bezeichnung „Holland” wird erstmalig im 11. Jahrhundert in historischen Dokumenten erwähnt. Wissenschaftler nehmen an, dass die ursprüngliche Form „Holt Land“ (Holz- oder Waldland) lautete und dann in der Alltagssprache zu Holland mutierte. Der Ursprung der Bezeichnung „Niederlande“ liegt in der besonderen Geografie des Landes. Es ist nahezu überall flach, lediglich im Süden der Provinz Limburg gibt es ein paar Hügel, die man etwas ironisch auch als Dutch Mountains bezeichnet. An vielen Stellen liegen die Landflächen noch niedriger als das Niveau des Meeresspiegels. Nur Deiche und kunstvoll angelegte Kanalsysteme halten diese Bereiche trocken und nutzbar. Die Niederländer genießen deshalb einen weltweiten Ruf als Meister des Deichbaus und Küstenschutzes.

Beliebte Ferienhäuser- und wohnungen in Holland

ab100 €
3 Pers., 6 Schlafzimmer, 50m2

Die Geschichte von Holland

Das heutige Gebiet von Noord- und Zuid-Holland war einst eine Grafschaft, die im Jahr 1581 zu einem Teil der „Republik der Sieben Vereinigten Provinzen“ wurde. Diese Republik war in ihren Anfängen ein loses Bündnis von Kleinstaaten. Die Mitglieder einte die Ablehnung des spanischen Herrschaftsanspruchs auf ihre Heimat, die zu dieser Zeit vom spanischen König Philipp II regiert wurde. Der Widerstand richtete sich jedoch nicht nur gegen die politische Vereinnahmung. Da in den holländischen Provinzen eine für die damalige Zeit sehr ungewöhnliche Religionsfreiheit herrschte, zielte die Ablehnung auch auf den absolutistischen Herrschaftsanspruch der katholischen Kirche. Die Grafschaft Holland mit den Städten Rotterdam, Amsterdam, Leiden und Den Haag war das wirtschaftlich stärkste Mitglied der „Republik der Sieben Vereinigten Provinzen“. Diese Wirtschaftskraft veränderte den Sprachgebrauch im damaligen Europa. Zuvor ordnete man das gesamte Gebiet von Nordfrankreich über das spätere Belgien bis zur Grafschaft Holland unter dem weiträumigen Begriff „Flandern“ ein. Gemeint waren damit besonders die „Grafschaft Flandern“ und das „Herzogtum Brabant“, die intensiven Handel weit über ihre Grenzen hinaus betrieben. Neben der eher allgemeinen Bezeichnung „Flandern“ differenzierte man jetzt stärker und „Holland“ wurde zu einem festen Begriff. Denn die Grafschaft Holland wurde dank ihrer Mitgliedschaft in der „Republik der Sieben Vereinigten Provinzen“ ein wirtschaftliches und politische Schwergewicht. Sie wurde zur Keimzelle für das spätere Königreich der Niederlande.

Die Geschichte der Niederlande

Die Niederländer sind eine sehr liberale und weltoffene Gesellschaft. Niemand stört sich daran wenn man ihr Land einfach nur Holland nennt. „Pars pro toto“ heißt diese sprachliche Ausdrucksform, bei dem „ein Teil für das Ganze“ steht. Ihre ehemalige Provinz Holland besteht zwar heute aus zwei Teilen, nämlich Zuid- und Nord Holland, aber es gibt genügend Gründe, auf die Leistungen dieses Landesteiles stolz zu sein. Holland war die Keimzelle für das berühmte „Goldene Zeitalter“. Jener Zeitraum, der fast das ganze 17. Jahrhundert ausfüllte und eine Epoche darstellt, die in der Kunstgeschichte einmalig ist. Rembrandt van Rijn, Frans Hals und Jan Vermeer sind zwar die berühmtesten Künstler, die Hollands „Goldenes Zeitalter“ hervorbrachte, aber es sind bei weitem nicht die einzigen. Viele Tausend talentierte Malern schufen phantastische Bilder, die man noch heute in Museen auf der ganzen Welt voller Ehrfurcht bewundert. Sie alle wurden von reichen Kaufleuten unterstützt – heute sagt man gesponsert –, die ein Vermögen mit dem Handel von Gewürzen aus Südostasien verdienten. Künstler und Kaufleute verstanden sich als Holländer, von Niederländern sprach damals noch niemand. Kurz zusammengefasst: Die Bezeichnung Holland gehört damals wie heute vor zum häufig gebrauchten und akzeptierten Vokabular in unserem Nachbarland.

Niederlande oder Holland – was sagt man heute?

Die „Republik der Sieben Vereinigten Provinzen“ war kein zentralistisch geführtes Staatswesen, sondern eine Konföderation, in der die einzelner Mitglieder eigenständig agieren konnten. Nur in der Außendarstellung und der Landesverteidigung trat man geschlossen auf. Demokratische Strukturen wie wir sie heute kennen, gab es nur in rudimentären Ansätzen. Der wachsende Wunsch nach Reformen führte ab 1785 zu ständigen Unruhen. Da diese keinerlei Fortschritte brachten, fühlte sich das revolutionäre Frankreich 1795 veranlasst, die „Republik der Sieben Vereinigten Provinzen“ zu besetzen und aufzulösen. Es entstand die Batavische Republik, die viele politische und soziale Errungenschaften der Französischen Revolution übernahm und erfolgreich umsetzte. 1806 änderte sich alles erneut. Es entstand das Königreich Holland, ein Satellitenstaat des napoleonischen Frankreichs unter Herrschaft von Luis Bonaparte, einem Bruder des legendären französischen Kaisers. Es fällt auf, dass die Bezeichnung Holland bereits in dieser Zeit zum Synonym für alle betroffenen Provinzen der späteren Niederlande verwendet wird. 1815 endete die französische Einflussnahme. Es bildete sich das Vereinigte Königreich der Niederlande unter König Wilhelm I, das sich im weiteren Verlauf zu der heutigen parlamentarischen Monarchie entwickelte.

Formell oder Informell – wo sagt man was?

Politisch korrekt ist natürlich „Die Niederlande“. Unsere Nachbarn nennen sich selbst selten „Holländer“, sondern so gut wie immer „Nederlands“. Eine Ausnahme bilden die Anfeuerungsrufe für die Elftal, die niederländische Fußball-Nationalmannschaft. Da rufen alle Niederländer einträchtig „Hup, Holland, Hup!“ Als Tourist in den Niederlanden wird dich niemand komisch anschauen oder gar maßregeln, wenn du von Holland sprichst. Bei geschäftlichen Anlässen oder politischen Gespräche sollte man jedoch immer formelle korrekte und auch hochoffizielle Bezeichnung Niederlande gebrauchen.

Hauptkategorie: Holland Urlaub
Teilen