Das IJsselmeer ist der bekannteste und namensgebende Teil der nach diesem benannten Region im Nordwesten der Niederlande und liegt auf dem Gebiet der bzw. zwischen den angrenzenden Provinzen Friesland, Flevoland und Noord-Holland. Entstanden ist der mit heute über 1.100 km² Fläche größte Binnensee des Landes durch die Abriegelung eines Bereichs der einstigen Meeresbucht „Zuiderzee“ der holländischen Nordsee mit dem 29 Kilometer langen und Ende Mai 1932 fertiggestellten „Afsluitdijk“ (Abschlussdeich). Den offiziellen Titel trägt das IJsselmeer in Holland seit September 1932, benannt wurde der See nach dem Fluss IJssel, der an dessen Ostufer zwischen der Nord- und Südhälfte Flevolands in ihn mündet. Im Grunde genommen reicht die Geschichte des IJsselmeers aber schon zurück bis in das 13. Jahrhundert, als bei wiederholten Sturmfluten und Überschwemmungen immer mehr Meerwasser in dessen deutlich kleinere Vorgängerseen „Almere“ oder „Flevomeer“ floss. Zur salzhaltigen Zuiderzee wurde diese schließlich durch das kontinuierliche Steigen des Meeresspiegels während der mittelalterlichen Warmzeit sowie den intensiven Torfabbau in Westfriesland rund um Enkhuizen und Medemblik.
Der Bau der Deiche rund um das IJsselmeer hat sogar die Gezeiten fast gestoppt
Außer vom „Afsluitdijk“ wird das IJsselmeer von der friesischen Nordseeküste zwischen Makkum und Lemmer, dem westlichen Deichabschnitt des Noordoostpolders „Ketelbrug“, vom nordwestlichen Deichabschnitt von Ost-Flevoland „Houtribdijk“ zwischen Lelystad und Enkhuizen sowie der Nordseeküste in Noord-Holland zwischen Enkhuizen und Den Oever begrenzt. Mit dem Bau des „Houtribdijk“ im Jahr 1976 wurde das südwestlich gelegene Markermeer vom IJsselmeer getrennt. Das IJsselmeer verfügt über eine durchschnittliche Tiefe von 4,4 Metern, der tiefste Punkt liegt mit 9,5 Meter unter dem Meeresspiegel vor der Küste von Lelystad, der Hauptstadt der Provinz Flevoland am Südostufer des Sees. Noch in der Zeit der „Zuiderzee“ schufen stetige Ebbe und Flut im nördlichen Teil des heutigen IJsselmeers tiefe Gräben. Der Bau des „Afsluitdijk“ verringerte die Gezeiten jedoch und die ehemaligen Strömungsrinnen wurden immer flacher, da sich dort feiner Schlick absetzte. Heute besteht der Boden des Sees hauptsächlich aus Sand. In den tieferen Bereichen nahe der früheren Fließkanäle gibt es teilweise auch Ton. An einigen wenigen Stellen ist Lehm am Seegrund zu finden. Die IJssel ist die Hauptquelle für Sedimente, die über das Ketelmeer ins IJsselmeer transportiert werden. Für die Instandhaltung der Fahrrinnen wird der See auch regelmäßig ausgebaggert.
Die meisten Fischer waren vom neuen See anfänglich alles andere als begeistert
Außer auf Ebbe und Flut hatte die Entstehung des Sees auch großen Einfluss auf Art und Weise der Fischerei in der Region. Mit dem Bau des Abschlussdeichs ab 1932 durften viel weniger Fischer auf dem IJsselmeer arbeiten als zuvor auf der Zuiderzee. Zahlreiche Fischer erhielten deshalb umfangreiche Entschädigungen von der Regierung oder wichen auf die offene Nordsee aus. Während als einzige ursprüngliche Fischart der Zuidersee der Stint auch im neuen IJsselmeer überlebte und gedieh, entwickelten sich die Bestände der eigens eingeführten Aale und Zander erstaunlich gut. Mit der sukzessiven Eindeichung der neuen Provinz Flevoland zwischen den 1950er und 1970er-Jahren kam die Ijsselmeer-Fischerei jedoch immer stärker zum Erliegen. Waren Anfang der 1930er-Jahre regelmäßig Hunderte von Booten und Kähnen auf der Zuidersee unterwegs, gab es 2006 nur noch etwa 30 kommerzielle Fischereibetriebe im gesamten IJsselmeer. Diese dürfen auch nicht mehr mit traditionellen Fangmethoden wie dem sog. „Silonetz“ oder mit Boxen und Kisten, sondern lediglich mit Bolzen-, Büchsen- und Großreusen zwischen Anfang Juli und Mitte März fischen. Die aktuell häufigsten und wichtigsten Fischarten im See sind außer Aal, Stint und Zander vor allem Rotbarsch, Flunder, Forelle, Lachs, Hecht und Karpfen sowie Süßwassergarnelen.
Das IJsselmeer ist ein riesiges Süßwasserreservoir und soll auch viel Sand liefern
Da das IJsselmeer schon seit Ende der 1930er-Jahre vollständig aus Süßwasser besteht, das hauptsächlich aus der Ijssel, dem Rhein und im geringeren Maße aus der Overijsselse Vecht stammt, dient das große Gewässer auch der Versorgung der umliegenden Gebiete Friesland und Groningen mit Nutzwasser für die Landwirtschaft sowie Trinkwasser für die Bevölkerung. Im Sommer, wenn die drei oben genannten Flüsse nur wenig Wasser führen, aber viel Süßwasser benötigt wird, um die Kanäle zu spülen und der Versalzung in den Poldern im Nordwesten der Niederlande entgegenzuwirken, wird im IJsselmeer ein relativ hoher Wasserstand aufrechterhalten. Zu diesem Zweck wurde die IJssel vertieft und am Niederrhein wurden drei Staustufen errichtet. Seit 2017 gibt es auch bereits recht weit fortgeschrittene Pläne bei Lemmer und Enkhuizen großflächigen Sandabbau zu betreiben. Diese ca. 250 Hektar große Abbaufläche hätte in Zukunft eine maximale Tiefe von bis zu 60 Metern, was eine deutliche Vertiefung des zurzeit noch relativ flachen IJsselmeers bedeuten würde. Über einen Zeitraum von 30 Jahren könnten hier pro Jahr ca. 2 Millionen Tonnen Industriesand und etwa 1,1 Millionen Tonnen Füllsand gewonnen werden. Gegen diese Pläne regt sich jedoch massiver Widerstand seitens vieler Küstenbewohner und von Naturschützern, die eine empfindliche Störung des ökologischen Gleichgewichts im Gebiet befürchten.
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IJsselmeer Holland - vielseitiger Urlaub am IJsselmeer und „grüne“ Windenergie
Bislang steht eine endgültige Entscheidung seitens der Behörden bezüglicher dieser wohl nicht ganz unproblematischen Nutzung des Sees jedoch noch aus, nicht zuletzt deshalb, weil man auch den ausgezeichneten Ruf der Destination als Tourismus- sowie Urlaubsziel nicht gefährden möchte. Seit 2016 intensiv wirtschaftlich genutzt wird der See jedoch für die Erzeugung von Windenergie. Die 48 Windturbinen des Windpark Westermeerwind ca. 700 Meter vor der Küste von Flevoland in der Nähe der Insel Urk erbringen aktuell eine Gesamtleistung von 144 Megawatt (MW). Noch im Bau befindlich ist zurzeit hingegen der Windpark Fryslân etwa 6,5 Kilometer von der friesischen Küste mit geplanten 89 Turbinen und einer Gesamtleistung von 383 MW, der 2019 begann und 2021 abgeschlossen sein soll. Für den Windpark Fryslân wurde auf Kornwerderzand eine bestehende Arbeitsinsel erweitert und mit Sand aus dem IJsselmeer aufgefüllt. Nach Abschluss der Bauarbeiten soll die Insel geräumt und zu einem zwei Hektar großen Naturschutzgebiet zu Land sowie einem ca. 25 Hektar großen umliegenden Unterwasser-Naturschutzgebiet für Fische und Wasserpflanzen entwickelt werden. Schon heute kannst du dort Bereiche der historischen Festungsanlagen aus dem Zweiten Weltkrieg besichtigen. Nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind hingegen die beiden weiteren künstlichen Inseln IJsseloog im Ketelmeer und De Kreupel vor der Küste von Andijk im IJsselmeer, die heute die größte Brutkolonie für Flussseeschwalben in Europa ist.
IJsselmeer Urlaub - Attraktionen und Ausflugsziele für Besucher rund um den See
Nichtsdestotrotz gibt es an sämtlichen Uferabschnitten des IJsselmeers eine Vielzahl an Natur-, Kultur- und Technikdenkmälern, die einen Abstecher auf jeden Fall lohnen. Häufig angesteuert von Autofahrern als auch Radlern auf dem Radweg des Abschlussdeichs wird vor allem das „Afsluitdijk Monument“ (Abschlussmonument) im südwestlichen Drittel der Strecke, das dich mit einem kleinen Aussichtsturm und Gastronomie empfängt. Westlich hiervon liegt die Schleuse Den Oever mit ihren imposanten Drehbrücken, weiter östlich die ebenso beeindruckende Schleuse Kornwerderzand. Ganz in der Nähe liegt auch das 2018 eröffnete Ausstellungszentrum „Afsluitdijk Wadden Center“ mit 4D-Kino und Flugsimulator zu den Themen UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer, Wetter IJsselmeer, Ökologie sowie nachhaltige Energie, Erholung und Tourismus. Sehenswert ist auch der traditionsreiche Hafen von 1912 im authentischen Fischerdorf Laaxum in Friesland, der von 1998 bis 2012 gründlich saniert wurde und seither häufig als Schauplatz von Segelwettbewerben sowie Ausgangspunkt von Segeltörns IJsselmeer dient. Der 1893 erbaute sowie 1981 zum nationalen Denkmal erklärte Leuchtturm „Hoek van ‚t IJ“ östlich von Durgerdam in der Provinz Nordholland kann gut zusammen mit dem Naturschutzgebiet „Ijdoorn“ besichtigt werden. Ein Synonym für Segeln IJsselmeer mit Skipper ist der seit 1985 alljährlich Anfang April an zwei Tagen veranstaltete Segelwettbewerb für niederländische Plattbodenschiffe rund um Volendam mit bis zu knapp 80 teilnehmenden Schiffen. Das „Pieperrace“ ist der informelle Start der Chartersaison und soll auch an die gefährlichen Kartoffeltransporte in den Kriegsjahren erinnern, mit denen Volendamer Fischer Krankenhäuser in Amsterdam mit Lebensmitteln versorgten.
IJsselmeer Segel – Ideal für Wassersport und unvergessliche Trips mit Schiffen
Besonders beliebt bei Besuchern des Sees sind natürlich ausgedehnte Schiffstouren über das Gewässer, bei denen man entweder ganz komfortabel gefahren wird oder selber über das IJsselmeer fährt. Zwischen Enkhuizen und Stavoren verkehrt zwischen April und Oktober regelmäßig das prächtige Salonschiff „Bep Glasius“, auf dem du auch Fahrräder, Motorroller, Mopeds und Kanu mitführen darfst. Noch imposanter ist eine ca. 2,5 Stunden lange Passage mit dem Dreimaster „Willem Barentsz“ von Enkhuizen auf die Insel Urk, die aber nur in den Sommermonaten Juli und August angeboten wird. In Enkhuizen wie auch in fast jedem anderen Ort am IJsselmeer findest du darüber hinaus eine große Auswahl an verschiedenen Segelschiffen für individuellen Charter, mit denen du mehrere Tage segeln und deinen Fahrplan selbst bestimmen kannst. Diesbezügliche Angebote findest du ganz einfach mit einer online Schlagwortsuche IJsselmeer segeln und IJsselmeer Urlaub. Gute Adressen für den Charter von Segelschiffen, Surfer und Urlaub am IJsselmeer Strand sind besonders die beliebten Ferienorte Andijk, Cornwerd, Gaast, Hindeloopen, Lemmer, Makkum, Medemblik, Mirns, Molkwerum, Onderdijk, Piaam, Workum und Wervershoof.
Ort am IJsselmeer – Städte und Sehenswürdigkeiten sowie unzählige Unterkünfte
In all diesen Orten findest du zahlreiche Ferienwohnungen sowie Hotels, Pensionen und Campingplätze für jeden Geschmack und Geldbeutel. Gleiches gilt für Kampen mit vielen alten Kirchen, Elburg mit dem nationalen historischen Orgelmuseum, Harderwijk samt dem „Dolfinarium“ als größter Meerestierpark in Europa und die altehrwürdige Festungsstadt Naarden. In Muiden kannst du eine mittelalterliche Wasserburg bewundern, in Edam im Waterland die Dauerausstellung zur Käseherstellung besichtigen und Hoorn wird dich mit seinen unzähligen historischen Bauwerken begeistern. Badeurlaub am Strand, See oder Meer ist auch bestens in der großzügig gestalteten und modernen Ferienanlage Europarcs IJsselmeer in Medemblik möglich.
IJsselmeer Strand – Badespaß für die ganze Familie, mit Gruppen und Freunden
Man würde den zahlreichen traumhaften Stränden am IJsselmeer ohne Zweifel Unrecht tun, wenn man einzelne Abschnitte an dessen Ufern besonders hervorhebt. Häufig als die malerischsten Strände genannt werden jedoch der Strand im Süden von Lemmer, der Hafenstrand auf der Insel Urk, der unweit des Zentrums gelegene Strand von Stavoren sowie der Badestrand bei Makkum und der Strand von Kampen an der IJsselmündung.
Wetter IJsselmeer – das erwartet euch im Urlaub am größten See der Niederlande
Wegen der Nähe zur Nordsee und Küste weht rund um das IJsselmeer das ganze Jahr eine auch mitunter etwas stärkere „steife Brise“. Zwischen Juni und September, wenn es bis zu knapp 30 Grad Celsius heiß werden kann, wirst du den stetigen Seewind aber wohl als ganz angenehm, weil schön erfrischend empfinden. Für längere Holland Radtouren um den See im Frühling und Herbst empfehlen wir dir definitiv leichte Regenkleidung, denn dann ist mit kurzen Schauern jederzeit und überall zu rechnen.