Johannes Vermeer zählt zu einem der größten Maler der Welt. Er hat Werke geschaffen, die als Ikonen der Kunstgeschichte gelten und ähnlich populär sind, wie die berühmte Mona Lisa von Leonardo da Vinci. Dabei war er zu Lebzeiten nicht etwa ein abgehobener Künstler, sondern ein ziemlich normaler Mensch. Er war immer mit der gleichen Frau verheiratet, hatte keine Affären und wurde Vater von insgesamt 15 Kindern. Er war Kneipenwirt, Kunsthändler und eben auch Maler, der häufig Auftragsarbeiten erledigte. Reiche Zeitgenossen bestellten ein Bild, er malte und kassierte. Das machte er allerdings so perfekt, dass er in seiner Heimatstadt Delft einen guten Ruf genoss. Mehr als eine lokale Berühmtheit wurde er allerdings zu Lebzeiten nicht. Und er hat sicherlich nicht vermutet, dass eines seiner Bilder ziemlich exakt 328 Jahre nach seinem Tod Millionen Menschen auf der ganzen Welt begeistern würde. Denn 2003 sorgte Hollywood mit dem Film „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ dafür, dass sein Name einen bisher nie gekannten Bekanntheitsgrad erreichte. Die ganze Welt wusste jetzt: Jan Vermeer hat das Bild „Mädchen mit dem Perlenohrring“ gemalt.
Johannes Vermeer – das Leben des Künstlers
Jan Vermeer lebte in Delft. Deshalb lautet sein vollständiger und korrekter Name Jan Vermeer van Delft. Er hatte das große Glück, am Höhepunkt einer Epoche geboren zu werden, die als das „Goldene Zeitalter der Niederlande“ in die Geschichte eingegangen ist. Zwischen 1575 und 1675 war die „Republik der Sieben vereinigten Provinzen der Niederlande“ das reichste und mächtigste Land der damaligen Welt. Es war eine Seefahrernation, die Kolonien in Fernost gründete und mit dem Handel von exotischen Gewürzen zu großem Reichtum kam. Johannes Vermeer wurde im Oktober 1632 in Delft geboren und wuchs in einer Welt auf, die politisch stabil, wirtschaftlich erfolgreich und offen für kulturelle Belange war. Sein Vater war in vielen Bereichen tätig. Er war Seidenweber und betrieb gleichzeitig einen Gasthof. Er war auch ein Kunstliebhaber und Kunsthändler, der sich in der St. Lukas Gilde engagierte, einer Vereinigung von Malern und Kunsthandwerkern. In diesem sozialen Umfeld begegnete der junge Johannes Vermeer vielen lokalen Künstlern. Auch er wollte Künstler werden und entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem talentierten Maler. Gleichzeitig hatte er gemeinsam mit seiner Mutter den Gasthof seines zwischenzeitlich verstorbenen Vaters übernommen und setzte auch dessen Tätigkeit als Kunsthändler fort. Darüber hinaus trat er wie sein Vater in die St. Lukas Gilde ein und stieg sogar zum Dekan dieser wichtigen Bruderschaft auf. Durch den Verkauf seiner Bilder, seiner Tätigkeit als Kunsthändler und Teilhaber eines Gasthofs erzielte er ein stattliches Einkommen. In den frühen 1670er Jahren änderte sich die Situation in den Niederlanden schlagartig. Es brach der Niederländisch-Französische Krieg aus, der fast sieben Jahre andauern sollte. Der Kunsthandel brach ein und Vermeer musste Kredite aufnehmen, um den Lebensstandard seiner Familie aufrechterhalten zu können. Jan Vermeer starb 1675. Im Dezember jenen Jahres erkrankte er schwer und verstarb schon nach wenigen Krankheitstagen. Er wurde in einer Gruft in der Oude Kerk, einer der beiden großen, gotischen Stadtkirchen von Delft bestattet. Noch heute wird der Gedenkstein auf dem Boden der Kirche von Anhängern des großen Malers mit Blumen geschmückt.
Wie viele Kinder hatte Jan Vermeer
Jan Vermeer wurde 43 Jahre alt. Trotz dieses viel zu kurzen Lebens gingen aus seiner Ehe mit Catharina Bolnes, die er im Alter von 21 Jahren geheiratet hatte, 15 Kinder hervor. Leider verstarben vier Kinder bereits im frühen Alter. Es ist historisch nicht belegt, aber man nimmt an, dass für das Bild „Mädchen mit dem Perlenohrring“ eine seiner Töchter Modell gestanden habe.
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Jan Vermeer – der Werdegang des Künstlers
Über den Weg Jan Vermeers vom kunstinteressierten Jugendlichen zum professionellen Maler gibt kaum gesicherte Informationen. Unstrittig ist, dass er schon im frühen Alter durch seinen Vater an die Malerei herangeführt wurde und Kontakt zu vielen Künstler hatte. Er wurde im Dezember 1653 in der St. Lukas Gilde aufgenommen. Voraussetzung für die Mitgliedschaft war der Nachweis einer sechs Jahre dauernden Ausbildungszeit bei einem Maler, der von der Gilde anerkannt war. Jan Vermeer war damals 21 Jahre alt, er muss also schon mit 15 Jahren seine Ausbildung begonnen haben. Als mögliche Lehrmeister gelten die Maler Leonaert Bramer, Gerard ter Borch und Pieter de Hooch. Alle drei waren große Künstler und bevorzugten historische Darstellungen und Szenen aus dem familiär-häuslichen Bereich. Motive, die auch im Gesamtwerk von Jan Vermeer einen hohen Stellenwert haben. Kunsthistorisch umstritten ist der Einfluss von Carel Pietersz Fabritius, einem Schüler von Hollands wahrscheinlich bekanntesten Maler Rembrandt van Rijn. Damit hatte der junge Jan Vermeer hochkarätige Lehrmeister, die prägend auf seine Entwicklung als Künstler eingewirkt haben. Darüber hinaus lassen einige frühe Bilder von Jan Vermeer eine Nähe zum Stil des italienischen Malers Caravaggio erkennen. Dieser große Meister des Frühbarocks war bereits im Jahr 1610 verstorben, aber seine Bilder waren in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts sehr bekannt und beliebt.
Die Werke von Johannes Vermeer
Wie viele Bilder Johannes Vermeer in seinem Leben gemalt hat, ist völlig unbekannt. Aktuell geht man davon aus, dass er 45 Gemälde angefertigt hat, von denen 35 noch heute in Museen und Sammlungen zu sehen sind. Wenn diese Zahlen stimmen, ist Johannes Vermeer der wahrscheinlich bekannteste Maler, der nur so wenige Kunstwerke geschaffen hat. Aber möglich ist es auch, dass er deutlich mehr Bilder gemalt hat. Immerhin schuf er als Auftragsmaler Bilder für uns heute unbekannte Auftraggeber. Bei seinem Tod hinterließ er eine Reihe von Werken, die seine Witwe jedoch als Sicherheit für offene Schulden an gleichfalls unbekannte Dritte übergeben musste. Dann und wann tauchten Gemälde auf, die zunächst als Werke des großen Künstlers galten. Die technische Entwicklung ist jedoch immer weiter fortgeschritten, sodass bisher alle vermeintlich echten Vermeers durch modernste Verfahren neu eingeordnet und anderen Künstler zugeschrieben wurden.
Obwohl das bekannte Gesamtwerk von Johannes Vermeer sehr überschaubar ist, lässt es sich in mehrere Gruppen unterteilen. Die frühesten Bilder des Künstlers Vermeer sind der Historienmalerei zuzuordnen, in der Mythen und religiöse Motive dargestellt werden. Das bekannteste Beispiel dafür ist das Bild „Die heilige Praxedis“ Vermeer malte es im Jahr 1655, heute ist es in privatem Besitz und hängt als Dauerleihgabe im Nationalmuseum für westliche Kunst in Tokio.
Das Bild „Ansicht von Delft“ gehört den wenigen Stadtansichten des Malers. Es geht weit über eine rein architektonische Darstellung hinaus und zeigt einen lebhaften, aber sehr nuancierten Kontrast zwischen Licht und Schatten. Vermeer setzt in diesem Bild auch eine besondere Maltechnik ein, bei der die Textur der Farben zu einem ergänzenden Ausdrucksmittel wird. Er malte das Bild im Jahr 1660, heute gehört es zur Sammlung des Museums Mauritshuis in Den Haag, das sich den Werken niederländischer Künstler aus dem 17. Jahrhundert widmet.
Mit seinen Darstellungen der Wissenschaften, insbesondere den Bildern „Der Astronom“ und „Der Geograph“ greift Johannes Vermeer die besondere Rolle seines Heimatlandes als See- und Kolonialmacht auf. Globen und Landkarten waren im 17. Jahrhundert nicht nur wesentliche Hilfsmittel für Wissenschaft und Seefahrt, sondern ihr Besitz war auch ein Zeichen von Reichtum und Luxus. „Der Astronom“ hängt im Louvre, dem weltberühmten Museum der französischen Hauptstadt. „Der Geograph“ ist im Besitz des Frankfurter Kunstvereins und wird im Museum Städel gezeigt.
Darstellungen von Frauen nehmen einen großen Platz im Gesamtwerk von Vermeer ein. Dabei zeigen seine Bilder nicht nur das elegante Bürgertum, sondern auch einfache Menschen. So auch eines seiner berühmtesten Bilder „Dienstmagd mit Milchkrug“. Es gehört heute zum Bestand des Rijksmuseums in Amsterdam. Seine Bilder enthalten häufig versteckte Hinweise auf die Geschichten hinter den Motiven. Im Gemälde „Schlafendes Mädchen“ (es hängt im Metropolitan Museum of Art in New York) deutet ein Weinkrug an, dass die Person nicht nur müde, sondern auch ein wenig betrunken sein könnte. Im Bild „Briefleserin am offenen Fenster“ lässt die mit Äpfeln (aus dem Paradies) gefüllte Obstschale darauf schließen, dass es sich um einen Liebesbrief handelt. Dieses Bild ist Teil der Sammlung der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister.
Das Mädchen mit dem Perlenohrring
Das Bild „Mädchen mit dem Perlenohrring“ wurde 1665 gemalt. Es ist das mit Abstand bekannteste Bild des niederländischen Künstlers. Seine besondere Wirkung dürfte zum einen daran liegen, dass die dargestellte Person durch ihren direkten Blick mit dem Betrachter interagiert. Darüber hinaus verzichtet Johannes Vermeer hier auf jeden erzählerischen Kontext. Er zeigt lediglich ein junges Mädchen, ausgestattet mit der im 17. Jahrhundert in Holland sehr populären, einem Turban ähnlichen Kopfbedeckung und dem namensgebenden Ohrgehänge. Wer diese junge Frau ist und warum Vermeer gerade sie gemalt hat, ist nicht bekannt. Die Geschichte, die der bekannte und vielfach prämierte Film erzählt, ist rein fiktiv. Das Bild „Mädchen mit dem Perlenohrring“ hängt im Museum Mauritshuis in Den Haag.
Johannes Vermeer Selbstportrait
Jan Vermeer wurde im 17. Jahrhundert geboren. In dieser Zeit war es üblich, dass Künstler auch ein Selbstportrait anfertigten. Vermeer scheint darauf verzichtet zu haben, denn ein Selbstportrait von ihm ist nicht bekannt. Viele Kunsthistoriker gehen jedoch davon aus, dass er einer der Personen ist, die er in dem Gemälde „Bei der Kupplerin“ dargestellt hat. Es ist der Mann am linken Bildrand, der aus dem Bild heraus den Betrachter direkt anblickt. Auch dieses Bild zählt zur Sammlung der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden.
Johannes Vermeer – die Bedeutung seiner Kunst
Jan Vermeer lebte von 1632 bis 1675. Er hat der Malerei seiner Zeit neue Impulse gegeben, die bis heute nachwirken. Er verzichtete auf geometrisch korrekte Perspektiven und ordnete Bildelemente so an, dass komplexe Sachverhalte und Strukturen für jeden Betrachter einfach zu erkennen sind. Dunkle Bildanteile schuf er aus vielen einzelnen Tönen und verzichtete auf graue und schwarze Farben. Seine nuancierten Darstellungen von Licht und Schatten inspirierten spätere Maler von Vincent van Gogh bis Salvador Dalí. Er gilt als einer der größten Maler seiner Epoche und die heutige Kunstwelt bedauert, dass er nur so wenige Bilder hinterlassen hat.