Die umgangssprachlich in der Kurzform Mauritshuis bekannte Königliche Gemäldegalerie Mauritshuis in Den Haag ist seit 1822 ein Museum, das hauptsächlich Gemälde aus dem legendären Goldenen Zeitalter der Niederlande zeigt. Zur ständigen Sammlung gehören so berühmte Werke wie „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ und „Ansicht von Delft“ von Johannes Vermeer, „Wie die Alten sungen, so pfeifen’s die Jungen“ von Jan Steen, „Der Stier“ von Paulus Potter und „Die Anatomiestunde des Dr. Nicolaes Tulp“ von Rembrandt van Rijn. Das Mauritshuis war ursprünglich ein Stadtpalast, der im 17. Jahrhundert als Residenz für Prinz Johan Maurits von Nassau-Siegen (1604-1679) errichtet wurde. Die Architektur des vom Architekten und Maler Jacob van Campen (1596-1657) entworfenen Gebäudes ist vielfach nachgeahmt worden. Das Gebäude auf der kleinen Insel im zentral gelegenen Binnengewässer „Hofvijver“ ist Eigentum des niederländischen Staates und seit 1990 ein Teil der Top 100 der „Rijksmonumente“ (Kulturdenkmäler) der Niederlande.
Mauritshuis Museum – das musst du beachten und solltest du über den Bau wissen
Das zwischen 1633 und 1644 von Jacob van Campen geplante sowie größtenteils durch dessen Assistenten Pieter Post errichtete Bauwerk wurde aus den großen Einkünften von Johan Maurits finanziert, während dieser Generalgouverneur von Niederländisch-Brasilien war. Eine wichtige Einnahmequelle für die niederländische Westindien-Kompanie war der Zuckerrohrhandel, den Johan Maurits durch die Einrichtung einer festen Sklavenroute zwischen Afrika und weiteren Kolonien der Kompanie erleichterte und ausbaute. Wegen der hellen Giebelsteine und der Finanzierung mit Mitteln aus dem Zuckerrohranbau wurde der Stadtpalast auch liebevoll „Suikerhuis“ (Zuckerhaus) genannt. Der Bau dauerte auch deshalb so lange, weil Johan Maurits 1636 für mehr als sieben Jahre nach Brasilien ging, sodass bei der Fertigstellung keinerlei Eile geboten war. Ein weiteres Problem war eine Brücke, die sich an der Stelle des heutigen Gebäudes befand. Sie sollte erst abgerissen werden, nachdem eine neue Brücke samt einer Einfahrt zum Binnenhof, dem heutigen „Mauritsspoort“, gebaut wurde.
Das Mauritshuis in Den Haag als Musterbeispiel für historische Bauten der Epoche
Das quadratische Gebäude ist im Stil des niederländischen Klassizismus gehalten und steht auf einem hohen Sockel über der Erde. Die Fassade hat ein Gesims, das auf jeder Seite von einer kolossalen Anordnung ionischer Säulen mit der bekannten Krümmung im Kapitell getragen wird. Das Giebeldach und die Verwendung von Ziegeln sind typisch für die niederländische Architektur dieser Zeit. Da der mit Natursteinen ausgestattete Mittelteil („Risalit“) ein wenig herausragt, sieht der Abschnitt aus wie ein römischer Tempel. Dieser Baustil wurde häufig von Anhängern und Befürwortern der Renaissance verwendet. Über den Fenstern befinden sich Girlanden und an der Vorder- und Rückseite ein Giebel, an der Vorderseite mit dem Familienwappen, an der Rückseite mit dem Relief einer Streitaxt des niederländischen Bildhauers Pieter Adriaensz. ‚t Hooft (1610-1650). Der Letztgenannte war ein Mitglied der seinerzeit sehr renommierten St.-Lukas-Gilde und schuf auch weitere Skulpturen für Mauritshuis und Mauritspoort sowie die Fassaden des „Paleis Noordeinde“ und „Huygenshuis“ in Den Haag und das „Doelenpoort“ in Leiden.
Mauritshuis Art Museum - bestaune das pompöse Interieur aus vergangener Zeit
Ursprünglich war das Gebäude mit einer Wohnung auf zwei Etagen jeweils links und rechts unterteilt. Auf der Rückseite, mit Blick auf das Gewässer „Hofvijver“, wurde ein vom Erdgeschoss in den ersten Stock reichender großer Saal gebaut. Die Halle war einst mit einer prachtvollen Kuppel versehen. Bevor Johan Maurits aus Brasilien zurückkehrte, hatte er bereits Tropenholz für den Bau der Treppe nach Den Haag geschickt. Er brachte auch zahlreiche Wertgegenstände wie Felle, indianische Waffen, Korallen, ausgestopfte Tiere und Gemälde mit typisch brasilianischen Motiven von Dörfern, Pflanzen und Sklaven mit, die in der Vorhalle und im Treppenhaus aufgehängt wurden. Die Familienporträts schmückten den großen Raum auf der Rückseite des Hauses. In der Halle im ersten Stock waren Porträts von Mitgliedern der königlichen Familien zu sehen. Sein Schlafzimmer und das Arbeitszimmer befanden sich im ersten Stock auf der linken Seite mit Blick auf den Hofteich. Im Arbeitszimmer befanden sich Gemälde über den Unabhängigkeitskampf der Republik der „Sieben Vereinigten Provinzen“ gegen die Spanier. In Maurits Schlafzimmer stand eine Büste des damaligen Kurfürsten von Brandenburg sowie Herzogs von Preußen Friedrich Wilhelm, seines späteren Dienstherrn als Stadthalter von Kleve.
Das Mauritshuis Museum war früher von einem großzügigen Garten umgeben
An der Vorderseite des Mauritshuis befand sich einst auch ein von Maurits Post (1645-1677), dem Sohn des berühmten Baumeisters und Architekten Pieter Post (1608-1669) entworfener Garten samt einem im Jahr 1808 endgültig geschlossenen unterirdischen Gang, Pavillon, künstlichen Hügel und mehreren Statuen. Die Grünfläche erstreckte sich bis zum „Huygenshuis“ und verlief um die Ecke entlang des damaligen Hofkanals. Das Nachbargrundstück „Aeckerlandt vor Reygersborch“ wurde dem Mauritshuis im Februar 1636 als Leihgabe unter der Bedingung zur Verfügung gestellt, dass es unbebaut bliebe und instandgehalten würde. Im 19. Jahrhundert wurde der Garten jedoch mit den beiden Gebäuden des Kolonialministeriums und des Obersten Gerichtshofs und der Erweiterung des Unterhauses bebaut. 1647 zog Maurits nach Preußen, wo er für den Kurfürsten von Brandenburg Stadthalter von Kleve wurde. Danach nutzte er sein Stadtpalais nur noch bei diplomatischen Besuchen und vermietete es als „Hotel van Staat“ für hochrangige Gäste der Niederlande. 1660 wurde hier ein großes Festbankett für König Karl II. von England gegeben. Nach dem Tod von Maurits im Jahr 1679 wurde das Mauritshuis von Gerrit Maes gekauft, der es weiterhin an den Staat vermietete.
Nach dem Brand wurde aus dem Stadtpalais 1822 das Mauritshuis Art Museum
Kurz vor Weihnachten des Jahres 1704 brannte das Mauritshuis vollständig nieder. Zur Finanzierung des Wiederaufbaus wurde von den Erben von Gerrit Maes eine Lotterie veranstaltet. Der 1718 fertiggestellte Saal im Erdgeschoss wurde im Stil Ludwigs XIV. mit opulenten Wand- und Deckengemälden von Giovanni Antonio Pellegrini ausgestattet. Die Verzierungen wurden mit Messing und Blattgold ausgeführt. Der seither als Goldener Saal bekannte Empfangssaal diente dem Obersten Gerichtshof der Niederlande und dem Rat der Kolonien über lange Zeit als Versammlungsort. 1807 wurde zunächst die Königliche Bibliothek im Mauritshuis eingerichtet, 1816 folgte das neue Königliche Münzkabinett, gemeinsam zogen beide jedoch schon 1821 in das „Huis Huguetan“ (Hugenottenhaus) am Langen Voorhout um. Im Jahr 1820 beschloss der niederländische Staat, das Mauritshuis zu ersteigern. Es wurde vom Architekten Charles Vander Straeten (1771-1834) wieder aufgebaut. 1821/2 wurde das Königliche Kabinett für seltene Gegenstände, das sich zuvor im „Buitenhof“ befunden hatte, in die untere Etage verlegt. Im obersten Stockwerk befand sich das Königliche Kabinett der Gemälde, das zuvor in der Galerie Prinz Wilhelm V. untergebracht war. 1875 verließ das Raritätenkabinett das Mauritshuis.
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Mauritshuis Collection – zahlreiche weltbekannte Kunstwerke und viele Umbauten
1912 schuf der niederländische Maler Jacob de Wit (1695-1754) ein Ensemble von Deckengemälden im Stil des 18. Jahrhunderts im großen „Potterzaal“ im ersten Stock. Der Kamin aus dem Saal wurde von Jan Baptist Xavery (1697-1742) angefertigt und befindet sich heute im Rijksmuseum in Amsterdam. Aufgrund der politischen Lage zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Untergeschoss im Jahr 1939 zum Kunstbunker Mauritshuis ausgebaut, in dem die Kunstwerke sicher eingelagert werden konnten. 1987 wurde im Raum „Stairwell“ im ersten Stock des Treppenhauses das monumentale Deckengemälde „Icarus Atlanticus: Allegorie der Eitelkeit des Menschen“ vom niederländischen Maler Ger Lataster (1920-2012) angebracht. Anfang Juni desselben Jahres wurde das Mauritshuis nach einer Erweiterung um das 700 m² großes Depot unter dem Vorplatz wieder eröffnet. 1997 wurden zur Schonung der fragilen Dachkonstruktion vier aus Polyester gefertigte und wie Sandsteinfriese geformte Nachbildungen der historischen Schornsteine auf dem Dach aufgestellt. 2013 erfolgten Umbau und Restaurierung der Kreuzfenster nach dem Entwurf von Pieter Post aus dem 17. Jahrhundert sowie ein Anstrich der Fassade.
Das modernisierte Mauritshuis Den Haag empfängt seit 2014 mit neuem Gewand
Zwischen 2012 und 2014 wurde das Eckgebäude Plein 26 an das Mauritshuis angebaut, eine Verbindung zwischen den beiden Gebäuden unter dem Korte Vijverberg hergestellt und das Depot unter dem Vorplatz in ein großes helles Foyer umgewandelt. 2014 wurde der Goldene Saal restauriert und alle Wände des Saals wurden mit verschieden farbigen Seidentapeten neu gepolstert. Ebenfalls seit 2014 wird das Mauritshuis durch Projektionen beleuchtet. Seitdem betreten die Besucher das Museum über den Vorplatz, wo ein Aufzug sowie eine Treppe in das Foyer führen. Das Eckgebäude dient als Ausstellungstrakt für Wechselausstellungen sowie Büros, die Bibliothek und Werkstatträume. Im Erdgeschoss befinden sich gastronomische Einrichtungen. Das Mauritshuis verfügt über ein modernes Klimatisierungssystem im Dachgeschoss und die Depots befinden sich im Untergeschoss.
Mauritshuis Vermeer - bewundere das weltberühmte Mädchen mit dem Perlenohrgehänge
Das wohl mit Abstand bekannteste Bild aus der aktuellen Sammlung des Museums mit ca. 800 Gemälden sowie zahlreichen Druckgrafiken, Miniaturen, Skulpturen und Zeichnungen der niederländischen Malerei aus dem 15. bis 18. Jahrhundert ist sicherlich das um 1665 von Jan Vermeer van Delft bzw. Johannes Vermeer (1632-1675) geschaffene Gemälde „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“. Seitdem ein privater Kunstsammler das Bild 1902 dem Mauritshuis testamentarisch vermachte, ist das weltberühmte Meisterwerk ohne Zweifel die größte Attraktion des Museums. Bei einer online durchgeführten Suchanfrage mit den Schlagworten „Mauritshuis Vermeer“ wirst du das Gemälde ganz sicher als einen der ersten Treffer finden.
Mauritshuis Rembrandt – erlebe die berühmtesten Werke des Meister-künstlers
Mit zurzeit insgesamt 10 Bildern von Rembrandt besitzt das Mauritshuis auch eine der größten und bedeutendsten Sammlungen der Welt mit Werken des Großmeisters. Neben dem eingangs schon erwähnten Gemälde „Die Anatomie des Dr. Tulp“ von 1632 sind hier auch die Bilder „Susanna“ (1636), „Bildnis eines älteren Mannes“ (1667) und „Selbstbildnis mit Halsberge“ (1629) zu sehen. Diese sowie die weiteren Werke Rembrandts sind in den beiden nach diesem benannten Rembrandt-Zimmern I (Raum 1.4, Raum 9) und II (Raum 1.5, Raum 10) im Obergeschoss sowie im Treppenhaus (Raum 1.1, Raum 16) ausgestellt.
Mauritshuis Eintritt und Mauritshuis Tickets: Öffnungszeiten Mauritshuis Collection
Die Öffnungszeiten des Mauritshuis sind montags von 13.00 bis 18.00 sowie dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Während der Schulferien gibt es hiervon abweichende Zeiten, über die dich vor deinem Besuch am besten auf der Netzpräsenz des Museums informierst. Der Eintrittspreis für einzelne Erwachsene beträgt aktuell 17,50 Euro sowie 15,75 Euro pro Person für Gruppen mit bis zu 15 Personen. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre können das Mauritshuis kostenlos besuchen. Alle Tickets können derzeit und bis auf Weiteres nur per Kreditkarte online und/oder telefonisch gebucht werden.