Vincent van Gogh war der bekannteste niederländische Maler und Zeichner. Der Künstler aus dem 19. Jahrhundert ist als Gründer der modernen Malerei bekannt. Seine Werke werden der Stilrichtung Post-Impressionismus zugeordnet. Zu Lebzeiten war er nicht besonders erfolgreich. Der Großteil seiner Bilder wurde erst nach seinem Tod verkauft und konnte hohe Einnahmen erzielen. Es ist belegt, dass van Gogh über 900 Gemälde und mehr als 1.000 Zeichnungen hinterlassen hat.
Van Gogh in jungen Jahren – Kindheit und Jugend im gehobenen Bürgertum
Am 30. März 1853 erblickte van Gogh in Groot-Zundert, einer Gemeinde in der Provinz Noord-Brabant, das Licht der Welt. Er war das älteste von sechs Kindern des Pfarrers Theodorus van Gogh und dessen Ehefrau Anna Cornelia. Seine Geschwister hießen Anna, Theo, Elisabeth, Willemien und Cor. Mit seinem Bruder Theo war er besonders eng verbunden. Die beiden Männer lebten als Erwachsene zwei Jahre zusammen, Vincent schrieb im Fall von getrennten Wohnsitzen Theo immer wieder Briefe, und dieser sorgte mit seiner Arbeit für den Lebensunterhalt seines älteren Bruders. Wobei das Verhältnis das Beiden nicht immer unkompliziert war und es durchaus auch Reibungspunkte gab.
Nachdem der junge Vincent zunächst von seiner Mutter und einer Gouvernante zu Hause unterrichtet wurde, verbrachte er seine letzten Schuljahre. Auf der Dorfschule in Zundert. Seine Eltern unternahmen mit ihren Kindern Spaziergänge in der näheren Umgebung ihres Wohnortes. Auf diese Weise entstand bereits in frühen Zeiten Vincents Liebe zur Natur, die in seinen Gemälden eine bedeutende Rolle spielte. Christliche Werte waren in der Familie ebenfalls von Bedeutung. Der Vater arbeitete als Prediger und wurde für diese Tätigkeit von seinem ältesten Sohn bewundert. Nach Ansicht des Vaters sollte Vincent jedoch nicht sein Nachfolger werden, sondern in die Fußstapfen anderer Personen aus der Verwandtschaft treten. Mehrere Personen aus der Sippschaft hatten es im Kunsthandel zu großem Erfolg gebracht. Aus diesem Grund kam der Vater zur Schlussfolgerung, dass sein Sohn einer Tätigkeit als Bilderhändler nachgehen sollte.
Die van Goghs waren dem gehobenen Bürgertum zugehörig. Als Elfjähriger wurde der kleine Vincent nach der Dorfschule auf ein Internat geschickt, welches sich in Zevenbergen befand. Zwei Jahre später meldeten ihn seine Eltern auf der höheren Bürgerschule in Tilburg an, die im früheren Palast des Königs Wilhelm II. untergebracht war. Untergebracht wurde er in den privaten Räumlichkeiten einer Familie. Auf der Bürgerschule kam sein Talent für Fremdsprachen zum Vorschein. Van Gogh lernte Englisch, Deutsch und Französisch. Die vier Stunden Unterricht im Zeichnen, die jede Woche auf dem Stundenplan standen, waren der erste Schritt in die Richtung, die seine berufliche Laufbahn später entscheidend prägen sollte.
Obwohl seine Noten mehr als zufriedenstellend waren, nahmen ihn die Eltern bereits mitten im zweiten Jahr von der Bürgerschule. Es wird vermutet, dass sie es sich wegen der auf sechs Nachkömmlinge angewachsenen Kinderschar nicht mehr leisten konnten, das Schulgeld für ihren ältesten Sohn zu bezahlen.
Von Herbst 1866 bis Frühjahr 1868 wurde er auf dem Tilburger Institut Wilhelm II. in den Fächern Zeichnen und Kunst unterrichtet. Zur damaligen Zeit handelt es sich um die einzige weiterführende Schule, die es in Brabant gab. Diese Schule durften nur 36 männliche Schüler besuchen. Zehn Schüler waren es in Vincents Klasse. Die Lehrkräfte waren sehr gebildet und zeichneten sich durch ein enormes Fachwissen aus. Der junge Vincent durfte wegen seiner guten Leistungen nach kurzer Zeit in die nächsthöhere Klasse wechseln und hatte vier Wochenstunden Unterricht im Zeichnen. In diesem Fach war der in Frankreich bekannte Maler Constant Cornelis Hujismans sein Lehrer, der als wichtigster Vertreter der holländischen Avantgarde bekannt ist.
Im Juli 1869 begann van Gogh eine Ausbildung in der Kunsthandlung Goupil & Cie in Den Haag, die zum Teil seinem Onkel Cent gehörte.
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Vincent van Gogh – der Werdegang des Künstlers
Während seiner Ausbildung bei Goupil kam van Gogh zur Erkenntnis, dass sein Interesse in erster Linie der zeitgenössischen Kunst galt. In Den Haag besuchte er ebenso wie in sämtlichen anderen Wohn- und Arbeitsorten die Museen, die es dort gab. Nach dem erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung erfolgte 1873 die Versetzung in die Londoner Filiale, die den beruflichen Aufstieg mit sich brachte. Der junge Mann eignete sich einen Reichtum an Wissen an und sorgte dafür, dass er im Kontakt mit Malern eine gewisse Überheblichkeit an den Tag legte. Viele Jahre vor seiner Tätigkeit als Maler wusste er bereits, welche Art von Malerei aus seiner Sicht in die richtige Richtung führte.
Ohne seine Familie fühlte sich Vincent van Gogh in England sehr einsam. An arbeitsfreien Tagen erkundete er die Stadt oder wanderte durch die Natur in der Umgebung und ließ sich bei diesen Gelegenheiten zu Zeichnungen inspirieren. Er verliebte sich in die Tochter seiner damaligen Vermieterin, die seine Gefühle jedoch nicht erwiderte, weshalb er noch Jahre später enttäuscht und niedergeschlagen war. Als seine Eltern während seines Urlaubs den emotionalen Zustand ihres Sohnes bemerkten, fassten sie den Entschluss, ihn in die Pariser Filiale von Goupil versetzen zu lassen.
In Paris war van Gogh ebenfalls ein Einzelgänger, der sich abkapselte und auch am Arbeitsplatz war sein Verhalten auffällig. Er entwickelte ein starkes Interesse an der Religion. Nach einem nicht genehmigten Weihnachtsurlaub Ende 1875 in den Niederlanden forderte ihn sein Vorgesetzter auf, seine Kündigung auszusprechen. Van Gogh tat ihm den Gefallen, denn die Arbeit hatte ihn keineswegs erfüllt. Mit seiner direkten und wenig diplomatischen Art war er für den Umgang mit Kunden nicht wirklich geeignet. Auseinandersetzungen mit den Vorgesetzten waren bei Vincent ebenso wie bei seinem Bruder Theo in späteren Jahren ebenfalls ein Grund, weshalb es zu Problemen kam. Die Kunstwerke, mit denen Goupil das große Geld verdiente, stammten aus dem damals populären Klassizismus. Die Brüder van Gogh hingegen bevorzugten den Stil des Impressionismus und sagten ihren Vorgesetzten immer wieder offen ihre Meinung. Für Vincent war es auch eine Selbstverständlichkeit, das Weihnachtsfest mit seiner Familie in den Niederlanden zu verbringen. Von daher kam er gar nicht auf die Idee, nach Urlaub zu fragen.
Anschließend fand er eine Anstellung als Hilfslehrer im englischen Kent und wechselte nach kurzer Zeit nach Isleworth, das heute zu London gehört. Nachdem er festgestellt hatte, dass die Tätigkeit als Lehrer nicht seine Berufung war, begann er ein Volontariat in einer Buchhandlung in den Niederlanden. Dieses brach er ab und wollte stattdessen Theologie studieren. Nach fast einem Jahr Unterricht, der ihm bei der Aufnahmeprüfung behilflich sein sollte, verwarf van Gogh auch diesen Plan. Im August 1878 zog es ihn ins belgische Brüssel. Dort besuchte er ein Seminar, welches für Laienprediger gedacht war und musste bereits nach drei Monaten die Segel streichen, weil er erneut Probleme damit hatte, sich unterzuordnen.
1879 fand er eine befristete Stelle als Hilfsprediger im belgischen Borinage. Nach Ende der Frist bekam er jedoch keine Verlängerung angeboten und wandte sich anschließend enttäuscht von der Kirche ab.
Van Gogh hatte generell Probleme im Umgang mit Menschen. Er neigte dazu, sich in Frauen zu verlieben, die er nicht haben konnte oder die einen negativen behafteten gesellschaftlichen Hintergrund hatten. Unter anderen führte er zwei Beziehungen mit Prostituierten, blieb allerdings unverheiratet und hatte keine Kinder. Er entschied sich letztendlich dafür, zugunsten seiner Arbeit auf eine eigene Familie zu verzichten.
Van Gogh Bilder – die wichtigsten Schöpfungen
Im August 1880 fasste van Gogh den Entschluss, Maler zu werden. Das war in der Tat kein gewöhnlicher Beruf. Es war seine Berufung. Lieber verzichtete der Niederländer auf das eine oder andere Lebensmittel als auf irgendwelche Malutensilien. Er bildete sich ständig weiter und tat so einiges dafür, um seine Maltechnik stetig zu verbessern.
Eines seiner bekanntesten Gemälde sind die Sonnenblumen von 1888, die er von einem Feld in der Provence aufgesammelt und später beim Verwelken gemalt hatte. Ein Jahr später malte er die Sternennacht, die den Blick aus dem Fenster eines Sanatoriums in Frankreich, in dem er untergebracht war, bei Nacht darstellen soll. Sehr bekannt sind auch seine Selbstporträts, insbesondere das Selbstbildnis mit Strohhut von 1887. Diese Kunstwerke und viele weitere können sich die Anhänger des berühmten Malers im Van Gogh Museum in Amsterdam anschauen.
Vincent van Gogh gehört zu den bekanntesten Vertretern des Impressionismus. Unter diesem Begriff versteht die Kunst einen Stil der Malerei, der sich durch eine hellere Palette und einen lockeren Farbauftrag mit Pinselstrichen, die gut sichtbar sind, auszeichnet. Im Zentrum des Geschehens steht die sinnliche Wahrnehmung. Geschichten werden in impressionistischen Bildern selten erzählt.
Seelische Instabilität und das traurige Ende
Seine seelische Instabilität bereitete dem bekannten Maler immer wieder Schwierigkeiten. Es ist bekannt, dass er sich selbst das Ohr abgeschnitten hat. Über den Auslöser und die wahren Hintergründe für diese Tat kann jedoch nur spekuliert werden. Die Mehrheit der Experten vertritt die Meinung, dass es im gelben Haus in Arles passiert sein muss, nachdem van Gogh mit dem Maler Paul Gauguin in eine heftige Auseinandersetzung geraten war.
Am 27. Juli hielt sich der Niederländer mit Staffelei und Farben im Freien auf, um zu malen. An diesem Tag schoss er sich selbst in die Brust und kehrte noch einmal ohne Begleitung in seine Herberge zurück. Die beiden Ärzte, die gerufen wurden, konnten ihm nicht helfen. Sein Bruder Theo reiste nach Auvers. Am 29. starb Vincent van Gogh 30 Stunden nach dem Schuss, während sein Bruder bei ihm war.